MEIN SV WALDHOF MANNHEIM.

„Der Charme ist rau, aber absolut authentisch“

Achim Schröder, Vorsitzender des Fandachverbands PRO Waldhof, über die Faszination eines traditionsreichen Fußballvereins mit Ecken und Kanten, die Arbeit seiner Institution und die Gründe, die Eichbaum zum inoffiziellen Fanbier der SVW-Anhänger machten.

EICHBAUM aktuell: Herr Schröder, die Glanzzeiten des SV Waldhof Mannheim sind leider schon einige Jahre her, trotzdem ist das Carl-Benz-Stadion heute auch an Regionalliga-Spieltagen oft noch ungewöhnlich gut gefüllt. Was macht eigentlich die Faszination des Vereins aus?

Achim Schröder: Ein wesentlicher Aspekt dabei ist sicherlich, dass der Waldhof nicht so glatt daherkommt wie viele andere Vereine. Ich will jetzt keine Namen nennen, aber wenn man sich die moderne Fußballwelt so anschaut, dann sieht man fast nur noch kommerzielle Fassaden, fein herausgeputzt und frisch gebügelt. Der SVW dagegen steht zu seinen Ecken und Kanten. Er versprüht einen rauen Charme – nicht immer schön, aber absolut authentisch. Wahrscheinlich macht genau das den Reiz aus, der viele Leute anspricht. Vielleicht spielen bei einigen auch nostalgische Gefühle mit hinein, eben weil sich der Waldhof in seinem bodenständigen Auftreten so deutlich von den modernen Vereinen unterscheidet.

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EICHBAUM aktuell: Wieviel Mannheim steckt denn im SVW?

Achim Schröder: Vermutlich mehr, als viele Leute in der Stadt das wahrhaben wollen. Wenn wir ehrlich sind, ist Mannheim ja ebenfalls keine makellose Schönheit – zumindest oberflächlich betrachtet. Ähnlich wie der Waldhof gibt sich auch die Stadt selbst auf den ersten Blick eher raubeinig, ihre wahren Werte zeigt sie erst, wenn man sie besser kennt. Deshalb passt der Verein meines Erachtens sehr gut zur Stadt – oder umgekehrt, ganz wie Sie wollen.

EICHBAUM aktuell: Sehen Sie angesichts der breiten Fanbasis mittelfristig die Chance auf eine Rückkehr in die 1. oder 2. Bundesliga?

Achim Schröder: Definitiv. Dafür spricht im Übrigen neben der Fanbasis auch das Potenzial der Region. Was wir noch brauchen, ist mehr Kontinuität in den Positionen an den operativen Schaltstellen des Vereins. Helfen könnte sicherlich auch, wenn sich die Stadt noch klarer zum Waldhof bekennen würde. Damit meine ich keine materielle, sondern in erster Linie eine vorbehaltlose moralische Rückendeckung, die ich persönlich manchmal ein bisschen vermisse. Letztes Jahr war das zumindest ansatzweise schon gegeben, und man konnte klar erkennen, was dadurch für ein Schub ausgelöst wurde.

EICHBAUM aktuell: Als Vorsitzender des Dachverbands PRO Waldhof haben Sie das Stimmungsbild in den offiziellen Fanclubs immer bestens im Blick. Wie beurteilen die Anhänger das sportliche Abschneiden in der vergangenen Saison – und was erwarten sie sich von der neuen?

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Achim Schröder: Der Abschluss mit der Niederlage in der Relegation war zwar erstmal eine Enttäuschung. Aber mit einem gewissen zeitlichen Abstand ziehen die meisten von uns eine sehr positive Saisonbilanz. Dass der Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga Süd-West nicht zum Aufstieg reichte, dafür kann der Waldhof nichts, das ist eine der schon oft kritisierten Eigentümlichkeiten der Ligastruktur. Aber auch wenn am Ende das i-Tüpfelchen fehlte: Die Mannschaft hat einen mitreißenden Fußball gespielt und alles gegeben – das ist, was für die Fans zählt. Für die nächste Saison hoffen wir natürlich, dass wir es diesmal in die Dritte Liga schaffen. Aber ich denke, der Großteil von uns weiß auch, dass man so etwas nicht planen kann – schon gar nicht in einer so stark besetzten Regionalliga, wie sie uns in der kommenden Spielzeit erwartet.

EICHBAUM aktuell: Wie lässt sich die Rolle, die PRO Waldhof für Fans und Verein grundsätzlich spielt, in wenigen Sätzen beschreiben?

Achim Schröder: PRO Waldhof ist ein so genannter Dachverband, in dem die offiziellen Fanclubs des Vereins organisiert sind, im Moment genau 44 an der Zahl. Wir sehen uns als Interessenvertretung der SVW-Fans: primär dem Verein gegenüber, aber auch nach außen in der Öffentlichkeit. Vor einigen Jahren gab es bekanntlich eine Zeit, in der die Waldhof-Anhänger in den Medien ziemlich negativ dargestellt wurden. Dass die Wahrnehmung inzwischen deutlich besser geworden ist, lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch auf unser Engagement zurückführen. Wir haben dabei von Anfang an nicht nur auf Worte, sondern vor allem auf Taten gesetzt.

EICHBAUM aktuell: Welche Taten waren das?

Achim Schröder: Zum Beispiel Sammelspenden an den Förderverein der Waldhof-Jugend und an gemeinnützige Institutionen, die Teilnahme an Typisierungsaktionen der DKMS oder die eigenhändige Neugestaltung der Fassade des alten SVW-Stadions am Alsenweg. Wir wollten und wollen durch diese vielfältigen Aktionen deutlich machen, dass die überwältigende Mehrheit der Waldhof-Fans einfach nur die Leidenschaft für den Verein ausleben möchte. Ich glaube, das ist uns bis heute ganz gut gelungen.

EICHBAUM aktuell: „Die Privatbrauerei Eichbaum unterstützt die Blau-Schwarzen seit vielen Jahren – in guten und in schlechten Tagen, wie es so schön heißt. Ist das noch Sponsoring oder schon echte Verbundenheit?

Achim Schröder: Meiner Meinung nach kann man da auf jeden Fall von echter Verbundenheit sprechen. Und die beruht ja ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit: Viele Fans laufen noch heute in den Shirts mit dem Retro-Logo von Eichbaum rum, und auch in den Fangesängen taucht der Name regelmäßig auf – unter anderem in: „Ein Leben nur mit Dir – Waldhof und Eichbaum-Bier!“ Mich persönlich freut die enge Verbindung doppelt: einmal für den Verein, weil er einen Partner hat, auf den er sich verlassen kann – und für mich selbst, weil UREICH seit jeher mein Lieblingsbier ist.

EICHBAUM aktuell: Sind die Sympathiekundgebungen der Fans auch eine Art Dankeschön für die langjährige Treue?

Achim Schröder: Ich glaube eigentlich nicht, dass da rationale Überlegungen dahinterstecken. Es ist wohl eher so, dass Eichbaum einfach dazugehört – als inoffizielles Fanbier sozusagen.

EICHBAUM aktuell: Das wäre natürlich ein prima Schlusswort. Aber Sie haben noch etwas auf dem Herzen?

Achim Schröder: Ja, ich wollte alle Leser von Eichbaum aktuell dazu einladen, ein Spiel des SV Waldhof und die einzigartige Atmosphäre im Carl-Benz-Stadion live zu erleben.

EICHBAUM aktuell: Herr Schröder, wir bedanken uns für das Gespräch.

(Interview aus dem Jahr 2016)