BRAULEXIKON TEIL 13 „GLASFORMEN"

Für jedes Bier das richtige Glas

In die offenen und gut gehüteten Geheimnisse der Braukunst möchte Sie diese Serie in EICHBAUM aktuell einführen. In Teil 13 geht es um Biergläser und wie ihre Form und Beschaffenheit zum optimalen Biergenuss beitragen. Beim Bier ist es ganz ähnlich wie beim Wein. Es empfiehlt sich, das passende Glas zur jeweiligen Biersorte zu wählen – und es stehen reichlich Glassorten und -formen zur Auswahl.

„Was beim Wein schon viele Jahre selbstverständlich ist, setzt sich beim Bier in Deutschland erst langsam und mit der Craft-Beer-Bewegung durch“, so Hans-Dieter Jesse, stellvertretender Sudhausmeister bei Eichbaum. Spielten früher bei der Entwicklung eines Bierglases eher Tradition oder Marketing eine Rolle, wird heute großer Wert auf „Design für Geschmack“ gelegt. In seinen Bierseminaren und Braukursen serviert Jesse deshalb auch immer mal wieder Bier in Weingläsern und erlebt, dass dadurch automatisch erst die Farbe betrachtet, dann der Duft wahrgenommen und erst später ein Schluck genommen wird. „Diese Gläser bewirken, dass viel mehr Sinne am Biergenuss beteiligt sind.“

Je dünnwandiger das Glas, desto schneller wird die Zunge gleichmäßig angeströmt und der Geschmack kann intensiver wahrgenommen werden. Da der Geruchs- und der Geschmackssinn eng miteinander verbunden sind, ist es beim Bierglas wichtig, dass es sich nach oben öffnet und somit auch die Nase das Aroma besser aufnehmen kann.

Dirk Baumann, Gebietsverkaufsleiter des Exklusivglasherstellers Rastal, erklärt, warum die verschiedenen Glasformen für den optimalen Biergenuss eine wichtige Rolle spielen: „Für ein untergäriges Bier wie das UREICH Premium-Pils, das weniger Kohlensäure hat, eignen sich Gläser, die das Aroma konzentrieren.“


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Wichtig ist hierbei das Verhältnis von Glaskörper und -öffnung. Bei niedrigen Gläsern muss der Glaskörper breit und gestaucht sein wie bei der klassischen Tulpenform. Bei hohen Glaskörpern wie z. B. dem UREICH Hornglas muss das Glas folglich schlank sein. Eine große Rolle dabei spielt, dass das Bier direkt zur Zungenspitze geführt und dann die komplette Zunge angeströmt wird. Außerdem kann sich dann die spezielle Hopfenblume besonders gut entfalten. Bei obergärigen Bieren wie zum Beispiel Weizenbieren, die sehr kohlensäurehaltig sind, empfiehlt sich dagegen ein Glas, das sich nach oben hin öffnet, was unter anderem die Verteilung der prickelnden Perlen begünstigt. „Ein Weizenbier kann sich durch die typisch schlanke Form des klassischen Weizenbierglases optimal entwickeln“, so Dirk Baumann. „Typische Aromen wie der frische dezente Duft werden hervorragend abgebildet.“

Das Gesamterlebnis zählt

Aus Erfahrung wissen die Experten, dass es beim Biergenuss jedoch nicht nur auf den Geschmack, sondern auch auf die „Handhabung“ im wahrsten Wortsinne und auf das Gesamterlebnis ankommt. Manche Gläser liegen einfach besser in der Hand als andere. Da spielen neben individuellen Vorlieben auch oftmals regionale Traditionen und die Bierkultur eine Rolle. So wäre ein feines Tulpenglas bei einem Fassanstich undenkbar. Der unglasierte Krug aus Steingut mit Deckel trug in Vorkühlschrankzeiten durch seine Durchlässigkeit zur Kühlung des Biers bei, während der Deckel Schutz vor Fliegen bot. Die neueren Bierkrüge aus dem hochwertigeren Rohstoff Glas wurden diesen alten Gefäßen nachempfunden. Hersteller wie Rastal bieten beispielsweise auch feine Bierseidel für den Genuss von Lagerbieren an, diese sind jedoch dünnwandiger als zu früheren Zeiten. Denn Kenner sind überzeugt, dass durch einen dicken Krugrand der Weg vom Bier bis zum Gaumen viel zu weit ist, um die Aromen optimal zu entfalten. Die klassischen Glaskrüge erzeugen jedoch bei manchen Gelegenheiten ein angenehmes Gefühl der Ursprünglichkeit und Gemütlichkeit.

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